Im März 2024 dürfte einigen Medienkonsumenten die Meldung untergekommen sein, dass die Zahl der beim Deutschen Patent- und Markenamt angemeldeten Patente im Jahr 2023 um stattliche 2,5% gegenüber dem Vorjahr gestiegen sei. Eine gute Nachricht, zumal die Anzahl der Patentanmeldungen pro Jahr gerne als Indikator für die Innovationskraft eines Landes herangezogen wird, außer acht lassend, dass in die jährlichen Anmeldezahlen natürlich auch Anmeldungen von Patentanmeldern außerhalb Deutschlands einfließen. Auch hängt der genannte Zuwachs naturgemäß mit dem jeweiligen Bezugszeitraum, hier dem Vorjahr, zusammen, wobei sich ein etwas anderes Bild ergibt, wenn man zeitlich weiter zurückblickt.
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Die eingangs genannte Meldung basiert auf der vom Deutschen Patent- und Markenamt herausgegebenen Jahresstatistik für das Jahr 2023. Diese Jahresstatistiken werden – wenig überraschend – jährlich für das jeweilige Vorjahr online veröffentlicht. So meldeten Unternehmen, Forschungseinrichtungen und freie Erfinder im vergangenen Jahr 58.656 Erfindungen zum Patent an, also 1.414 Erfindungen mehr als noch 2022, was dem genannten Zuwachs von knapp 2,5% entspricht. Aber im Jahresbericht sind auch die Zahlen aus den Jahren 2019 bis 2021 genannt und es fällt auf, dass die Anmeldezahlen beginnend im Jahr 2019 von einem Stand von 67.429 auf die 58.656 Patentanmeldungen im Jahr 2023 stark gesunken sind. Dies entspricht einem Rückgang von etwa 13%, wenn man – im Gegensatz zu manch einem Wirtschaftsminister – die Prozentrechnung beherrscht. Zweifelsohne hängt dieser Rückgang wesentlich mit der menschengemachten Lockdownkrise zusammen.
Um die Zahl aus 2023 jedoch besser einordnen zu können, lohnt ein Blick in die Jahresberichte vor dem Jahr 2019. So gehen die online abrufbaren Statistiken bis einschlielich in das Jahr 2000 zurück. Stellt man die Zahlen nebeneinander, so hat es seit dem Jahr 2000 keinen vergleichbar starken Rückgang der Anmeldezahlen gegeben. Letztlich ist festzustellen, dass die letzten drei Jahre, nämlich 2021, 2022 und 2023, die anmeldeschwächsten Jahre innerhalb der vergangenen 23 Jahre waren. Selbst wenn man also in den Zahlen für das Jahr 2023 eine Trendumkehr erkennen möchte, so ist dies keinesfalls eine Jubelbotschaft.
Neben den blanken Anmeldezahlen beinhalten die Jahresstatistiken jedoch auch noch weitere interessante oder unterhaltsame Zahlen. So wird regelmäßig ein Ranking der Bundesländer aufgestellt, das davon abhängt, wieviel Prozent der aus Deutschland kommenden Anmeldungen auf Anmelder in den den einzelnen Bundesländern entfallen. Bereits seit 2019 ist Baden-Württemberg führend, was die Anzahl der Patentanmeldungen pro 100.000 Einwohner anbelangt, während sich Bayern mit dem zweiten Platz zufrieden geben muss, gefolgt von Niedersachsen. Überdies zeigt ein Blick auf die weiterhin enthaltene Tabelle der anmeldestärksten Unternehmen, dass Automobilhersteller und Autozulieferer noch immer die wesentlichen Innovationstreiber sind, wobei sich in den Top10 regelmäßig Namen wie Bosch, Mercedes, BMW, General Motors, ZF, Ford, Schaeffler, Volkswagen, Porsche und Audi finden.
Aber auch interessante Entwicklungstrends aus den verschiedenen Technologiefeldern lassen sich dem Jahresbericht entnehmen – seien sie staatlich gepusht oder vom Markt gewünscht. So ist es denn auch wenig überraschend, dass 2023 die Anzahl der Patentanmeldungen im Technologiefeld „Elektrische Maschinen und Geräte, elektrische Energie“ um 9,9% zugenommen haben, wobei der Zuwachs in der Batterietechnik gar annähernd 20% betrug. Der anmeldestärkste Sektor ist mit 40% noch immer der Maschinenbau.